… Wie Sie lernen Ihre inneren Saboteure zu Ihren besten Mitarbeitern zu machen.

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„Meine Stimme wird immer zu einer Kleinmädchenstimme, wenn ich präsentiere …“ berichtete die 1,80 cm große Frau, die als Nachwuchsführungskraft ansonsten kompetent und zielstrebig wirkte. „In Meetings mit meinen Vorgesetzten bekomme ich immer das Gefühl, als hätte ich ein Band um den Hals, alles wird eng und die Luft wird knapp.“ schilderte ein männlicher Klient aus dem Vertriebsmeeting.

Dies sind nur zwei der vielen Beispiele, die mir immer wieder in meiner Arbeit als Stimmtrainerin – sei es in Einzelcoachings oder in Workshops – begegnen. Als Erste Hilfemaßnahme kann hier durchaus ein Stimmtraining nützen. Der Erste Hilfekoffer des Stimmtrainings als reines Techniktraining beinhaltet dabei eine aufrechte Körperhaltung, eine ökonomische Atmung, eine resonanzvolle Stimmgebung, sowie eine deutliche und präzise Artikulation. Alles Dinge, die zu einer klaren Stimme verhelfen. Das Training ist somit eine gute Stütze zur Abschwächung von Symptomen. Für Präsentationen können beispielsweise Techniken erlernt werden, bei der die Stimme wieder nach unten geholt wird. Für einen Beitrag in einem Meeting kann man bewusst eine aufrechte Körperhaltung einnehmen, und darauf achten, dass man mit einer guten Atemtechnik laut und in angemessenem Sprechtempo spricht, damit man gehört und wahrgenommen wird. Auch ein Konfliktgespräch einer Führungskraft mit einem Mitarbeiter kann trainiert werden, um dabei mit stabiler Stimme Konfliktthemen anzusprechen.

Doch was kann man tun, wenn die unangenehme Situation immer wiederkehrt, die Stimme immer wieder wegbricht oder unkontrolliert in eine höhere Lage wechselt? Dann nutzt ein reines Techniktraining alleine nichts mehr, denn dann muss man schließlich an die Ursachen ran. Hierzu wird am besten ein Blick auf die eigenen inneren Saboteure und Antreiber geworfen. Denn wichtig ist zu erforschen, welche Themen und Glaubenssätze eigentlich dahinterstecken, wenn die Stimme und die Atmung in solchen Situationen auf einem Alleingang unterwegs sind. Vor allem bei jungen und ehrgeizigen Klienten kann der eigene Perfektionismus eine wichtige Rolle spielen. Dies zeigt sich in inneren Stimmen, die einem zuflüstern: „Ich darf keine Fehler machen!“, „Ich hätte es noch besser vorbereiten können!“ oder „Die anderen hätten es viel überzeugender rübergebracht!“

Die Ursachenbekämpfung sieht dabei folgendermaßen aus: werden diese inneren Stimmen und Saboteure erst einmal identifiziert und gehört, kann mit ihnen auch weitergearbeitet werden. Laut Schulz von Thun (Quelle: https://www.schulz-von-thun.de/die-modelle/das-innere-team), der das Modell „das innere Team“ entwickelte, haben sie dann sogar einen immensen Wert und Nutzen. Sie sorgen für eine gute Vorbereitung, den nötigen Respekt vor der Sache, gesunde Demut und Bescheidenheit.

Neben dem Stimmtraining als bloßem Techniktraining ist meiner Erfahrung nach Michaela Beyer – Stimm- und Sprechtrainer Ulm – Blog
zusätzlich das Bewusstsein für das innere Team essenziell, um auch nach außen hin souverän zu wirken und klar zu kommunizieren. Spezielle Praktiken, um seine inneren Saboteure kennenzulernen, empfehle ich deshalb in einem professionellen Stimmtraining mit Coach zu erarbeiten. Alle Saboteure werden an einem Verhandlungstisch versammelt und dürfen sich zu Wort melden. Denn werden diese inneren Stimmen erst einmal wahrgenommen und gehört, sind sie tatsächlich mehr Unterstützer als Saboteure. Eben wie ein richtiges Team. Und ich bin mir außerdem sicher, Sie werden viele positive Unterstützer in sich finden, wenn sie regelmäßig unter den Glaubenssätzen Ihren Mitarbeiter des Monats wählen.

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