Das Hauptgesprächsthema der allermeisten Menschen im Jahr 2020 – das wird Sie nun kaum überraschen – war mit ziemlicher Sicherheit: Corona. Das, was uns also aufgrund von „social distancing“ trennte, verband uns gleichzeitig in unseren Konversationen. Die meisten Menschen haben eine Meinung zu diesem Thema und wollen andere möglicherweise von ihrer Einstellung überzeugen. Besonders schwierig ist es, wenn sich plötzlich „Querdenker“ und Verschwörungserzähler unter dem eigenen Bekanntenkreis befinden. Deshalb ist es umso wichtiger, seinen Standpunkt mit guten Argumenten an den Mann oder die Frau zu bringen. Wer diese Kunst bislang noch nicht beherrscht, dem sei gesagt: Don’t panic. Wenn Sie in Zukunft die folgenden Tipps beherzigen, kann nichts mehr schief gehen.

 

Argumentieren und professionell Kommunizieren – So überzeugen Sie von ihrem Standpunkt

 

 Gerade in diesen polarisierenden Zeiten ist es immens wichtig, sich auf den bewussten Umgang mit Sprache und Sprechen zu fokussieren. In meinem Workshop für das Corona-Bürgertelefon habe ich deshalb verschiedene Argumentationsarten vorgestellt. Das beste Mittel vor allem bei „schwierigen“ Anrufern. Die Servicemitarbeiter dort sind oft Fragen ausgesetzt wie „Wie finden Sie das jetzt eigentlich mit dem Corona?“ oder „Sind Sie nicht auch meiner Meinung, dass das Ganze blöd/irrsinnig ist?“. Dann wird es schwierig, nicht auf das  Pferd aufzuspringen – auch wenn jeder seine persönliche Corona-Meinung hat – und gleichzeitig professionell zu kommunizieren. Den Anrufer also über gute Argumente zu beruhigen und zur Einsicht zu bringen. Hierbei wie auch in anderen Lebenssituationen hilft deshalb, sich zunächst bewusst zu machen, welche verschiedenen Argumentationsarten es gibt.

 

Argumentieren: 5 Argumentationsarten nach Allhoff

 

 Aufschluss darüber gibt Dieter W. und Waltraud Allhoffs Klassiker „Rhetorik und Kommunikation“. Dort werden die fünf gängigsten Argumentationsarten unterschieden, die beim Versuch, den Gesprächspartner zu überzeugen, eingesetzt werden können:

  • Faktische Argumentation: Dabei stützten Sie Ihre Aussagen immer auf Fakten. Das können beispielsweise Zahlen, Daten, Statistiken, Belege, Quellenangaben, Gesetze, Paragrafen und Tatsachen sein. Mit schriftlichen Unterlagen untermauern Sie Ihr Argument zudem „schwarz auf weiß“. Beispiel: „Laut der Studie von XY…“
  • Moralische Argumentation: Mit diesen Argumenten appellieren Sie beim Gegenüber an Gefühl und Verstand und greifen auf in der Gesellschaft verbreitete Wertvorstellungen wie z.B. Fleiß, Gerechtigkeit, Ehrlichkeit, Fairness oder Gleichberechtigung zurück. Beispiel: „Dir ist doch auch wichtig, dass sich alle an die Regeln halten, damit der Spuk bald vorbei ist“
  • Emotionale Argumentation: Hier steuern Sie Gefühle, Emotionen, Ängste und Hoffnungen beim Gegenüber an. Als beliebtes Stilmittel werden Einzelschicksale oder emotionale Vergleiche angebracht. Beispiel: „Du freust dich doch auch darauf, wenn du nächstes Jahr Weihnachten mit deinen Liebsten feiern kannst.“
  • Plausibilitäts-Argumentieren: Bei dieser Argumentationsart begründen Sie mithilfe anschaulicher und einleuchtender Sprachmuster. Dabei wird der gesunde Menschenverstand oder allgemein Selbstverständliches herangezogen. Beispiel: „Wie jeder weiß, wenn der R-Faktor unter 1 liegt, haben wir bessere Chancen, den Anstieg zu verringern.“
  • Taktische Argumentation: Zu den sogenannten taktisch-argumentativen Strategien zählen Andeutungen, Scheinzustimmung, unvollständiges Zitieren, systematisches Wiederholen oder Vorwegnehmen von Argumenten. Beispiel: „Der Regierung wird vorgehalten, dass…“

Doch nicht allein die Argumentationsart ist von Bedeutung. Neben guten Argumenten spielt auch die Stimme vor allem am Telefon und die Gestaltung des Sprechens eine wichtige Rolle.

 

Argumentieren: Gute Argumente und die Gestaltung des Sprechens  

 

Dabei kommt es darauf an, dass Sie in solchen Situationen „auf den Punkt sprechen“. In der klassischenSprecherziehung bedeutet das: Senken Sie am Ende des Satzes Ihrer Stimme ab. Bleiben Sie keinesfalls oben mit der Stimme. Tun Sie das, erzeugen Sie damit bei Ihrem Gegenüber ein regelrechtes Fragenkarussell. Denn wenn Sie mit der Stimme oben bleiben, weiß der Zuhörer nicht, wann Ihr Gedanke oder Satz zu Ende ist. Er fragt sich möglicherweise: „Meint er/sie das jetzt ernst?“. Zudem besteht die Gefahr, dass Sie den Eindruck erwecken, als würden Sie sich und Ihre Überzeugung selbst in Frage stellen.

 

Michaela Beyer – Stimm- und Sprechtrainer Ulm – Blog„Deshalb mein Tipp für Sie: Üben Sie immer wieder und legen Sie sich gute Argumente zurecht! Probieren Sie die verschiedenen Argumentationsarten aus und versuchen Sie so, Ihr Gegenüber zu überzeugen. Wenn Sie dann auch noch auf den Punkt sprechen – also die Stimme am Ende des Satzes absenken – erzeugen Sie damit Glaubwürdigkeit. Ihr Gesprächspartner bekommt das Gefühl, dass Sie Ihren Standpunkt ernsthaft vertreten. Testen Sie es gerne bei ‚ungefährlichen‘ Gesprächsthemen – wie zum Beispiel, ob ein Nutella-Brot besser mit oder ohne Butter gegessen werden sollte. Wenn Sie hierfür noch Unterstützung benötigen, melden Sie sich für einen meiner Workshops oder ein Einzeltraining an. Übung macht ja bekanntlich den Meister.“

Lesen Sie auch: Sprachlos im Winter? Wie Sie dafür sorgen, dass Ihre Stimme auch bei kalten Temperaturen fit bleibt.

[Foto: © Tumisu, pixabay]