… Wie Bewusstsein und Körpergefühl zu neuen Gewohnheiten verhelfen.

„Die Übung ist echt gut für mich und wenn ich bei Ihnen bin, klappt das auch! Sobald ich dann wieder vor meinem Chef stehe und einen Report abliefern muss, wird meine Stimme wieder piepsig und ich kriege kaum noch Luft!“

Diese Rückmeldung kenne ich nur zu gut aus meinen Einzel- und Gruppencoachings. Richtigerweise muss ich sagen, kannte ich sie. Denn seitdem ich eine Methode zur Verankerung guter Angewohnheiten einsetze und diese auch an meine Klienten weitertrage, erhalte ich viele positive Antworten. Aber erst einmal der Reihe nach.

Die oben beschriebene Situation ist sicherlich vielen vertraut. Dabei zeigt sie einmal mehr, dass es mit der einmaligen Durchführung einer Übung nicht getan ist, um auch in echten Situationen ihren Erfolg zu spüren. Denn wie beim Sport machen oder Zähneputzen handelt es sich auch bei Übungen für die Stimme um Gewohnheiten, die man sich antrainieren kann. Man muss sie lange genug und regelmäßig durchführen. Das Ziel ist es dabei, die Stimme dauerhaft und automatisiert zu kräftigen.

Wie Forscher herausgefunden haben, erwartet einen diese Belohnung nach über 60 Tagen. Denn dann sitzt das antrainierte Verhalten wie das tägliche Zähneputzen. Man macht es, ohne darüber Nachzudenken, automatisch. Laut dieser Studie (im European Journal of Social Psychology, 2009) benötigen wir nämlich rund 66 Tage, um unser Gehirn auf neue Angewohnheiten umzustellen. Der Weg führt hierbei über das Verhalten und nicht andersherum. Nur durch die Durchführung der Tätigkeit werden die entsprechenden Gehirnareale verändert und die Gewohnheit kann sich verankern.

Auch Gerhard Roth, Professor für Verhaltensphysiologie und Entwicklungsneurobiologie, hat gute Nachrichten. Er macht in seinem Buch „Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten“ (Klett-Cotta, 5. Auflage 2009) Mut, indem er zeigt, dass Menschen bis ins hohe Erwachsenenalter motorische Fertigkeiten einüben können. Wichtig ist auch hier wieder die Regelmäßigkeit. Nur dann ist es möglich einen nachhaltigen Effekt zu erzielen.

Wenn ich in meinen Coachings Übungen mit Klienten durchführe, dann gebe ich ihnen folgenden Hinweis mit:

Michaela Beyer – Stimm- und Sprechtrainer Ulm – Blog„Werden Sie sich zunächst dem Gefühl, welches Sie während der Übung in sich haben (z.B. der weitgeöffnete Kiefer bei der berühmten Sprechübung mit dem Korken) bewusst, speichern Sie es ab und suchen Sie sich direkt und zeitnah nach dem Coaching im Alltag Situationen, in denen Sie dieses Gefühl anwenden können.“

Dabei ist es nicht notwendig, die eigentliche Übung zu wiederholen, sondern – und das ist das Wichtige in meinem Coaching – entscheidend ist, dass das im Coaching abgespeicherte Körpergefühl wieder und wieder aktiviert wird. Und zwar täglich – am besten eben 66 Tage lang.